Meine erste Vorsorgevollmacht

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Meine erste Vorsorgevollmacht

Ich starte diese ganze Sache hier mal ausgehend von dem Punkt, dass mir bewusst war dass ich für mich selbst sowie für meine Liebsten eine Vorsorgevollmacht benötige. (Die Geschichte meines persönlichen Aha-Erlebnisses und den damit verbundenen Erfahrungen folgt zu späterer Zeit).

Also los geht’s. Eine Vorsorgevollmacht muss her. Siegessicher befragte ich Google zu dem Thema und bin auf eine Fülle von Artikeln, Formulardownloadmöglichkeiten und Fotos von alten Menschen gestoßen. Da wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass uns sogar das Internet glauben lässt, dass dieses Thema ausschließlich für ältere Menschen wichtig ist und wir ja alle noch ewig Zeit haben. Das hat auch bei mir ganz gut funktioniert und ich hab das Thema wieder ruhen lassen können.

Nach einigen Monaten stand meine Geschäftsreise nach Indien an. Hier kam mir zum ersten Mal in meinem Leben die Möglichkeit in den Sinn, dass mir dort etwas zustoßen könnte. Mir gingen die unterschiedlichsten Szenarien durch den Kopf und bei einer Frage blieb ich hängen. Was passiert denn eigentlich mit meiner kleinen Familie, wenn ich für längere Zeit ausfalle oder gar nicht mehr zurück kehre?

Mein Lebensgefährte und ich haben eine gemeinsame Wohnung und leben dort mit unseren beiden Hunden. Die Kosten für die Wohnung und alles was wir so zum Leben brauchen teilen wir uns brav. Eigene Versicherungen etc. bezahlt jeder selbst.

Mir wurde bei meinem Gedankenspiel recht schnell klar, dass unser Konstrukt nicht lange aufrecht erhalten bleibt, wenn mein Anteil daran vollständig ausbleiben sollte. Auch verstand ich ganz schnell, dass selbst die Beantragung von Krankengeld für mich durch eine andere Person ein wohl komplizierterer Akt sein könnte, da ich niemanden dazu legitimiert habe. Unzählige weitere schaurige Gedanken zogen auf und ich schritt erneut zur Tat.

Erneut befragte ich Google und landete recht schnell auf der Homepage vom Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz. Dort gibt es unter Service die Möglichkeit zum Download eines Formular inkl. dem Hinweis auf den vorherigen Download der Broschüre Betreuungsrecht. Also habe ich beide Dateien heruntergeladen und mir erstmal nur das Formular ausgedruckt. (Anmerkung: man kann das PDF Dokument auch lokal speichern, ausfüllen und dann ausdrucken – https://www.bmjv.de)

Den ersten Teil (Eintragen meiner persönlichen Daten) meisterte ich noch souverän. Der darauf folgende Teil (Eintragen der bevollmächtigten Person) stellte mich erneut vor eine Herausforderung. Wen trag ich denn nun dort ein? Ich entschied mich kurzerhand für meinen Lebensgefährten und fuhr fort.

Die nächste Seite beschäftigte sich mit den Themen Gesundheitsvorsorge und Pflegebedürftigkeit. Bereits die erste Frage konfrontierte mich mit dem Wort Patientenverfügung, welche ich natürlich auch nicht besaß. Das hatte mir gerade noch gefehlt – die nächste offene Baustelle. Ich entschloss mich dazu, die mitgelieferte Broschüre zum Betreuungsrecht nach einer Ausfüllhilfe zu durchforsten. Das brachte leider nicht den gewünschten Erfolg. Auch die leeren Zeilen für weitere Ergänzungen ließen mich stocken. Mühsam quälte ich mich durch den Bereich und schaffte es zumindest, die „ja“/“nein“ Fragen anzukreuzen.

Bei den Bereichen Aufenthalt und Wohnungsangelegenheiten sowie Behörden fiel es mir ein wenig leichter, da ja genau das der Sinn dieser ganzen Aktion war.

Der Bereich Vermögensvorsorge jedoch ließ mich erneut ins Stocken geraten, war aber mit etwas Mut dann auch zu bewältigen.

Die nachfolgenden Abschnitte gingen dafür wieder vergleichsweise mühelos von der Hand.

Letztlich entschloss ich mich dazu, die einzelnen Bereiche des Formulars nach besten Wissen und Gewissen als „Quickfix“ ausgefüllt zu haben, um wenigstens etwas beruhigter schlafen zu können.

Unterschrift drauf und gut ist.

Fast – nun stellte sich die Frage, wohin mit dem Ding. Möchte man so etwas einfach aus der Hand geben? Nein, will man nicht zwingend.

Ich steckte die Vorsorgevollmacht mit einigen weiteren Informationen wie diversen Zugangsdaten in einen großen Umschlag und klebte ihn zu. Meinen Lebensgefährten bat ich darum, im unwahrscheinlichen Fall eines Notfalls, dieses Kuvert zu öffnen.

Meine Learnings aus dieser Sache:

    • Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung sind zwei paar Stiefel
    • Die Wahl des richtigen Bevollmächtigten ist nicht so einfach
    • Die einzelnen inhaltlichen Bereiche der Vorsorgevollmacht stecken voller Überraschungen und werfen neue Fragen auf
    • Das Häkchen „über den Tod hinaus“ steckt voller Überraschungen
    • Die Broschüre vom Bundesministerium ist nur bedingt aufschlussreich
    • Wohin mit dem Ding ist noch zu klären

Mein Fazit: lieber so eine Pfuschaktion, als gar nichts!

Eine Antwort auf „Meine erste Vorsorgevollmacht“

  1. Guten Abend und vielen herzlichen Dank für diesen ehrlichen Post über die Nachlass-Regelung. Ganz speziell die beiden Themenbereiche Patientenverfügung sowie Vorsorgeaufträge sind wirklich „schwere Kost“ und hier wunderbar erklärt – daraus lassen sich entsprechende Massnahmen hervorragend ableiten – für jede/n von uns.

    Dafür nochmals dankeschön!

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